Der Goju-Ryu Karate-Do
Die Schule des Karate-Do (dt. "Weg der leeren Hand") blickt auf eine jahrhundertealte und vielseitige Geschichte zurück. Die Ursprünge des Karate gehen bereits bis ins 6. Jhd. n. Chr. in die damaligen Kloster der Shaolin-Mönche zurück. Diese gelten bis heute als Entsteh-ungspunkt der chinesischen Kampfkünste.
Der Ursprung des Karate liegt auf der pazifischen Insel Okinawa. Die ersten Selbstverteidi-gungskünste auf der Insel datieren auf das 14. Jhd. Da es den Einwohnern von Okinawa wiederholt verboten war Waffen zu tragen, entwickelten sich über die Jahrhunderte ausge-feilte Selbstverteidigungs- und Kampfkünste des Karate-Do.
Neben vielen zahlreichen kleineren Stilen, haben sich heute vier große Karate-Stilrichtungen etabliert:
Shotokan | Goju-Ryu | Shito-Ryu | Wado-Ryu
Im Karateverein Amorbach betreiben wir seit unser Gründung Goju-Ryu (dt. "harter und weicher Stil"). Das Go (dt. "stark, männlich") repräsentiert hierbei die harten und schnellen Bewegung-en, das Ju (dt. "weich, weiblich") die weichen, langsamen und atemintensiven Bewegungen, die jeweils im Kihon-Ido oder Kata (Erklärung weiter unten) verfolgt werden können.
Geburtsstunde des Goju-Ryu
Chojun Miyagi (1888-1953) gilt als Begründer des heute als Goju-Ryu bekannten Karatestils. Miyagi war dabei besonders wichtig eine ausgewogene Balance zwischen harten und weichen Techniken zu schaffen. So sollen Angriffe etwa hart ausgeführt oder harten Angriffen weich ausgewichen werden mit anschließend harter Konter. Bei einer harten Technik wird dabei die Körperkraft für den Bruchteil einer Sekunde auf einen kleinen Punkt des Körpers (etwa die Faust für einen Schlag) konzentriert, wobei ein Höchstmaß an Spannung entsteht. Direkt nach Auftreffen der Technik erfolgt wieder eine Entspannung. Das Beherrschen des Wechsels aus Anspannung und Entspannung stellt hierbei das Ziel eines Karateka dar.
Der Weg in die Welt
Vor seinem Tod ernannte Miyagi den japanischen Karate-Meister Gogen Yamaguchi (1908-1989) zu seinem Nachfolger. Yamaguchi, wegen seiner geschmeidigen Bewegungen auch "Die Katze" genannt, ist verantwortlich für die Verbreitung des Karate auch über Japan hinaus und war einer der ersten, der die Kumite-Form des Jiyu-Kumite (Freikampf) unterrichtete. Viele der Regeln, die er damals diesbezüglich einführte, haben auch heute noch Gültigkeit.
Goju-Ryu in Deutschland
Den Weg nach Deutschland fand das Goju-Ryu Karate u.a. durch Hanshi Tokio Funasako (9. Dan). Er wurde 1944 in Kagoshima geboren. Nach zahlreichen Jahren des Trainings in Ijiyuin und Tokyo und einer Vielzahl an Erfolgen für die japanische Nationalmannschaft, wurde er 1968 nach Deutschland entsandt. Die wenigen Schüler, die er nach seinem Eintreffen in Heilbronn unterrichtete, vermehrten sich rasch. Bis heute hat er mehr als 40.000 Karateka trainiert und die Gründung vieler Dojos initiiert. Im Jahr 1997 schlossen sich ca. 30 Vereine und Schulen unter Tokio Funasako zum “International Goju-Kan Karate-Do Renmei e.V.“ (IGKR) zusammen. Auch der Karateverein Amorbach ist Mitglied des IGKR und hat bis heute die Ehre, regelmäßig mit Hanshi Tokio Funasako trainieren zu dürfen.
Goju-Ryu Karate-Do heute
"Oberstes Ziel in der Kunst des Karate ist nicht Sieg noch Niederlage - der wahre Karatekämpfer erstrebt die Vervollkommnung seines Charakters."
Japan Karate Association
Karate weist heutzutage eine hohe Wettkampfrelevanz auf. Weltweit finden Turniere im großen Stil statt. So wurde Karate im Jahr 2020 als dritte asiatische Kampfsportart ins Programm der Olympischen Spiele aufgenommen.
Nichtsdestotrotz steht auch heute noch eine große Tradition im Vordergrund. Die Schule des Karate-Do kann als eine umfangreiche Lebensschule verstanden werden, was an der Menge an Charaktereigenschaften liegt, die unumgänglich mit dem Karatetraining verbunden sind. Beispielhaft seien hier eine hohe Selbstdisziplin und der Respekt gegenüber anderen genannt. Karate dient niemals dem Angriff. Die praktische Schule des Goju-Ryu umfasst verschiedene Disziplinen, die stark zusammengefasst in die folgenden vier Aspekte unterteilt werden können:
- Kihon bzw. Kihon-Ido (Techniken im Stand bzw. Techniken in der Bewegung)
- Kata (Schattenkampf, festgelegte Technikabfolge)
- Kumite (Freikampf)
- Selbstverteidigung
Die Gürtelfarbe eines Karateka symbolisiert seinen Fortschritt im Karate-Do. Die Schülergrade (Kyu-Grade) werden absteigend gezählt und jeder Farbe ist in der japanischen Tradition eine bestimmte Bedeutung zugeordnet:
9. Kyu (weiß) - Schnee liegt auf der Landschaft.
8. Kyu (gelb) - Der Schnee schmilzt, die gefrorene Erde leuchtet gelb.
7. Kyu (orange) - Die Sonne erwärmt die Erde. Sie ist fruchtbar.
6. Kyu (grün) - Der Samen keimt, ein Pflänzchen kommt.
5.-4. Kyu (blau) - Die Pflanze wächst zum Himmel. Sie wird langsam stark.
3.-1. Kyu (braun) - Der Baum hat eine starke Borke. Er ist jetzt ausgewachsen.
Die Meistergrade werden aufsteigend gezählt, umfassen den 1.-10. Dan und werden durch einen schwarzen Gurt repräsentiert. Durch das Erreichen des 1. Dan hat das Lernen also noch lange kein Ende. Nach dem Bezwingen der Schülergrade beginnt der Karateka nun, an der Perfektion seines Charakters und seiner Technik zu arbeiten.
Zum Erreichen des 10. Dan ist ein frühzeitiger Beginn, eine lebenslange Karatepraxis und ein besonderer Beitrag zum Karate-Do wichtige Voraussetzung.
Haben wir Ihr Interesse geweckt, die alte Kampfkunst des Goju-Ryu Karate-Do näher kennenzulernen? Dann kommen Sie gerne zu unseren Trainingszeiten auf ein Schnuppertraining bei uns vorbei.